Kryonik ist keine übernatürliche Idee oder Glaubensfrage, sondern basiert auf wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnissen. Für ihr Gelingen und damit eine erfolgreiche Wiederbelebung in der Zukunft kann heute keine Garantie abgegeben werden, jedoch wird eine realistische Chance dafür ermöglicht.

Durch unsere Zivilisation und unsere Fortschritte ist es uns gelungen, unser Leben immer sicherer, angenehmer und länger zu gestalten. Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich in den letzten 100 jahren mehr als verdoppelt. Wenn wir eine schwere Krankheit oder Verletzung haben, nutzen wir jede medizinische Möglichkeit, diese zu heilen und unser Leben so weit wie möglich zu verlängern. Im alten Ägypten haben sich viele Menschen mumifizieren lassen, weil sie glaubten, so den Körper konservieren zu können und damit ein Leben nach dem Tod zu erhalten. Das Wissen und die technischen Möglichkeiten zu dieser Zeit waren allerdings zu begrenzt, um damit Erfolg zu haben. Eine solches fortgeführtes Leben nach dem Tod ist auch zentraler Bestandteil vieler Religionen und Glaubensanhänger. Das Streben nach einem langen Leben scheint also ein sehr verbreitetes und natürliches Bedürfnis zu sein.

Kryonik setzt an dieser Stelle an und ist praktisch eine intensivmedizinische Methode, um zunächst den Verfall des Körpers und damit den endgültigen Tod auf unterster (chemischer) Ebene zu verhindern. Wenn insbesondere die Struktur des Gehirns erhalten wird, kann man davon ausgehen, dass auch die Persönlichkeit, das Bewusstsein und die Erinnerungen erhalten bleiben. Dafür ist eine zügige Kühlung des Körpers nach dem Ableben sehr wichtig. Anschließend wird das Blut mittels Perfusion durch eine kryonische Frost- und Zellschutzlösung (häufig VM1) ausgetauscht. Diese Vitrifikationslösung verhindert die Eiskristallbildung im Körper und in den Zellen beim weiteren Herunterkühlen unterhalb von 0°C. Stattdessen kommt es zur Bildung eines glasartigen Zustandes, die man auch als Vitrifikation bezeichnet. Die Kühlung wird anschließend bis auf -196°C, die Temperatur von flüssigem Stickstoff, fortgesetzt und der Körper dann in einem Kryostase-Tank mit flüssigem Stickstoff gelagert. So ist eine Aufbewahrung über viele hundert Jahre möglich, ohne dass es zu weiterem nennenswerten Verfall kommt. Die chemischen Reaktionen stehen bei diesen Temperaturen praktisch still.

Wenn dann in Zukunft die technischen und medizinischen Möglichkeiten weit genug fortgeschritten sind, kann der Patient wieder erwärmt, geheilt und wiederbelebt werden. Man kann also auch von einem Krankentransport durch die Zeit sprechen, da der Patient und sein Körper so lange konserviert und erhalten wird, bis es in Zukunft die Möglichkeit der Heilung bzw. Reparatur von Zellschäden gibt.