Wissenswertes, Informationen und häufig gestellte Fragen

 

Was ist Kryonik?

Kryonik ist die Lagerung des Körpers nach dem Ableben bei tiefen Temperaturen, um Verfallsprozesse zu stoppen und eine Heilung und Wiederbelebung in der Zukunft mit den dann zur Verfügung stehenden Technologien zu ermöglichen. Dabei wird nach dem Feststellen des Todes nach heutiger Definition so schnell wie möglich die erste Kühlung des Körpers und die Behandlung mit einer speziellen Frostschutz-Perfusionslösung eingeleitet, um Zellschäden so gering wie möglich zu halten. Die Lagerung erfolgt üblicherweise in flüssigem Stickstoff bei -196°C, wobei alle chemischen Zerfallsprozesse praktisch zum erliegen kommen und die Konservierung über viele Jahrhunderte möglich ist.

 

Tod ist nicht gleich Tod

Oft denkt man, dass der Tod etwas Festes, Endgültiges ist. Wenn man in die Vergangenheit schaut, stellt man fest, dass sich die Definition des Todes stets verändert hat. Früher galten Menschen, die keine Atmung und keinen Herzschlag mehr haben, als unüberwindbar tot. Später stellte man fest, dass bis zu einer gewissen Zeit nach Eintreten dieses Zustandes eine Wiederbelebung möglich ist und die Chancen sogar durch Herzdruckmassage und Beatmung erhöht werden können. Mittlerweile ist bekannt, dass auch längere Zeiträume ohne Herzlungenfunktion und Lebenszeichen nicht den Tod bedeuten müssen. Im Jahr 1999 konnte eine Skifahrerin nach einem Sturz in einen Eissee nach über 3 Stunden Bewusstlosigkeit und im klinisch toten Zustand ohne bleibende Schäden wiederbelebt werden. Der Schlüssel zum Erfolg war die Kühlung.

Link zum Wikipedia-Artikel zu diesem Fall

 

Wie funktioniert das genau?

Heutzutage können viele schwere Krankheiten geheilt werden, die vor einem Jahrhundert noch tödlich gewesen wären (z.B. Tuberkulose, Pocken oder Nierenversagen). Es ist zu erwarten, dass die Medizin in den nächsten Jahrhunderten ebenso große Fortschritte macht. Der Kryoniker wartet so lange, bis die Krankheit, an der er litt, geheilt werden kann. Kryonik ist sozusagen ein Krankentransport durch die Zeit.

 

Wird das Körpergewebe durch die Kühlung nicht zerstört?

Bei Temperaturen unterhalb von 0°C gefriert Wasser zu Eiskristallen. Diese Eiskristallbildung würde einzelne Zellen und das Gewebe zerstören. Daher wird bei der Kryonik der Körper nicht eingefroren, sondern vitrifiziert (also verglast). Hierzu werden die Körperflüssigkeiten des Menschen durch Zellschutzlösungen ausgetauscht, die die Eiskristallbildung verhindern und die Zellen schützen. Dadurch wird der Körper in einen glasartigen Zustand überführt, bei dem die Zellen und Gewebe ihre ursprüngliche Struktur erhalten.

 

Wie groß ist die Chance, dass Kryonik funktioniert?

Diese Frage ist schwer zu beantworten, da sie auch davon abhängt, wie sich unsere Gesellschaft in Zukunft entwickelt und wie die Fortschritte von Medizin und Technik sein werden. In jedem Fall ist aber klar, wie die Chance auf ein fortgesetztes Leben aussieht, falls man Kryonik nicht in Anspruch nimmt. Wenn man nämlich beerdigt oder eingeäschert wird, ist die Chance Null.

 

Warum lassen manche Menschen nur ihr Gehirn konservieren, nicht aber den Rest ihres Körpers?

Man kann davon ausgehen, dass das Gehirn die gesamte Persönlichkeit, Erinnerungen und das Bewusstsein beherbergt, und dass der restliche Körper mit entsprechendem Fortschritt ersetzbar oder wieder neu klonbar ist. Wenn man also primär auf den Erhalt dieser Eigenschaften wert legt, können mit dieser Option der Aufwand und die Kosten für eine kryonische Versorgung reduziert werden.

 

Das alles ist doch aber nur theoretisch möglich und sehr spekulativ, oder?

Nein. Es befinden sich mittlerweile über 300 Menschen in Kryostase, davon etwa jeweils die Hälfte bei der Alcor Life Extension Foundation in Arizona und im Cryonics Institute in Michigan (USA). Der erste kryonisch versorgte Mensch war Prof. Dr. James Bedford 1967. Er lagert derzeit bei Alcor in flüssigem Stickstoff.

 

Was geschieht bei einem Stromausfall während der Lagerung?

Ein vorübergehender Stromausfall ist für die kryonische Lagerung völlig unkritisch, da Kryonik-Patienten im Dewargefäß oder im Kryostaten lagern. Diese sind mit flüssigem Stickstoff gefüllt, welcher für die Kühlung sorgt und nur alle paar Wochen nachgefüllt werden muss.

 

Würde ein Körper in flüssigem Stickstoff nicht über die Jahrhunderte verwesen?

Dies ist tatsächlich nicht der Fall, denn ein beliebiger chemischer Prozess, der bei Zimmertemperatur eine Minute benötigt, braucht nach der (Arrhenius-Gleichung) in flüssigem Stickstoff (−196 °C) ca. 1,5 Milliarden Jahre. Das bedeutet, dass die Verwesungsprozesse bei dieser Temperatur praktisch still stehen.

 

Warum entscheidet sich dann fast niemand für Kryonik?

Zum einen hat es eine lange Tradition, das Ende des eigenen Lebens oder das eines Bekannten oder Freundes hinzunehmen, wenn die aktuelle Medizin nichts mehr tun kann. Damit zu brechen fällt den meisten Menschen sehr schwer. Zum anderen wissen viele auch nicht über die Möglichkeiten der Kryonik bescheid und denken daher garnicht erst darüber nach.

 

Wie würde man mit den Veränderungen in einer entfernten Zukunft zurechtkommen?

Es ist richtig, dass man sich sicher zunächst an die neuen Gegebenheiten der Zukunft gewöhnen müsste. Jedoch würde dafür dann genügend Zeit zur Verfügung stehen und es würde wohl niemand erwarten, dass man das an einem Tag tut. Z.B. könnte man zunächst entsprechende Reintegrations- und Rehabilitationskurse durchlaufen, in denen man sich nach und nach mit den Veränderungen vertraut macht. Auf der anderen Seite kannte man schließlich diese Welt auch noch nicht, als man in sie hineingeboren wurde.